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Der rote Schal
(Teil 1-3)

Klassiker des
Fernsehkriminalspiels

Erstsendung (ARD):

27.05.1973, 20.15 Uhr (Teil 1)
28.05.1973, 21.05 Uhr (Teil 2)
29.05.1973, 20.15 Uhr (Teil 3)

Dauer:

106 / 93 / 115 Minuten

Regie:

Wilhelm Semmelroth

Besetzung

Lydia Gwilt

Ellen Schwiers

Allan Armadale

Heinz Ehrenfreund

Ozias Midwinter

Fred Haltiner

Frau Oldershaw

Ida Ehre

Dr. Downward/ Dr. Le Doux

Arno Assmann

Felix Bashwood

Walter Bluhm

Frau Armadale

Gisela Hoeter

Pfarrer Brock

Sigfrit Steiner

James Bashwood

Karl Lieffen

Major Milroy

Wolfgang Büttner

Frau Milroy

Edda Seippel

Nelly Milroy

Marion Marlon

Anwalt Darch

Curt Faber

Herr Blanchard

Peter Capell

Der junge Vater Armadale

Helmut Kircher

Fergus Ingleby

Peter Gross

die 12jährige Lydia Gwilt

Katerina Jacob

Dienstmädchen Abigail

Jennifer Minetti

Pedgift sen.

Walter Jokisch

Pedgift jun.

Wolfgang Unterzaucher

Butler John

Herbert Weissbach

Gärtner

Fritz Pauli

Peggy

Jutta Kammann

Kapitän Manuel

Herbert Oeser

Dorfarzt

Heinz Schacht

ferner

Robin Brister
Hartmut Hinrichs
Willy Lindberg
Anthony Walter
Erich Will

und als Hotelreceptionist

Wilhelm Semmelroth

Aufnahmestab

Drehbuch Herbert Asmodi
nach dem  Roman von Wilkie Collins
Kamera Dieter Naujeck
Helmut Handschel
Otto Heinrich
Manfred Lück
Dietbert Schmidt
Michael Stucke
Ton Richard Kettelhake
Filmschnitt Wolfgang Richter
Bildschnitt Eva Dahms
Bildtechnik Rolf Schneider
Franz-Josef Bruns
Ingrid Sieg
Regieassistenz Hildegard Schlang
Aufnahmeleitung Eberhard Honigmann
Bruno Wagner
Maske Gerda Behrendt
Adalbert Serger
Kostüme Brigitte Scholz
Musik Hans Jönsson
Szenenbild Paul Haferung
Produktionsleitung Eberhard Forck
Regie Wilhelm Semmelroth
Eine Sendung des WDR

Inhalt

Allgemeines
Hauptfiguren in dieser Wilkie-Collins-Verfilmung nach dem Roman Armadale (so der Originaltitel) sind zwei Männer, die beide den Namen Allan Armadale tragen und deren Väter verbitterte Feinde waren. Dies ging so weit, dass einer den anderen ermordete. Der Mörder gab seinem Sohn den Rat, niemals dem Sohn seines Opfers zu begegnen. Der Sohn des Mörders nahm deshalb auch den Namen Ozias Midwinter an. Doch Ozias erkrankt und bricht auf dem Feld in der Nähe eines Fischerdorfes zusammen. Der Zufall will es, dass ausgerechnet Allan Armadale junior sich des Mannes annimmt. Die beiden werden Freunde, doch die Schatten der Vergangenheit holen sie allmählich ein. Zeugin der Vergangenheit ist Lydia Gwilt, die Frau mit dem roten Schal, von der unheimliche Gefahr droht...

Erster Teil (106 Minuten)
England, Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Nähe des Fischerdorfes Summerset wird ein junger Mann namens Ozias Midwinter (Fred Haltiner) bewusstlos und schwer krank auf einem Feld aufgefunden. Der junge Allan Armadale (Heinz Ehrenfreund) nimmt sich des fremden Kranken an. Die beiden Männer freunden sich an. Was Allan nicht weiß, ist, dass beide eigentlich den verhängnisvollen Namen Allan Aramadale tragen. Ozias nahm einen anderen Namen an, weil auf dem Name Armadale ein Fluch liegt: Ozias’ Vater hat Allans Vater, seinen erbittertsten Feind, vor vielen Jahren ermordet. Ozias setzt alles daran, dass Allan die Wahrheit nie erfährt. Nur Allans Mutter (Gisela Hoeter) ist misstrauisch. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als eine Zeugin der Vergangenheit namens Lydia Gwilt (Ellen Schwiers) auftaucht. Allans Mutter erliegt beim Anblick der Frau, die stets einen roten Schal trägt, einem Schlaganfall. In der Tat ist die rothaarige Lydia das personifizierte Böse, von dem eine unheimliche Gefahr ausgeht...
Darsteller: Ellen Schwiers (Lydia Gwilt), Heinz Ehrenfreund (Allan Armadale), Fred Haltiner (Ozias Midwinter), Ida Ehre (Frau Oldershaw), Arno Assmann (Dr. Downward), Gisela Hoeter (Frau Armadale), Sigfrit Steiner (Pfarrer Brock), Karl Lieffen (James Bashwood), Curt Faber (Anwalt Darch), Peter Capell (Herr Blanchard), Helmut Kircher (der junge Vater Armadale), Peter Gross (Fergus Ingleby) und Katerina Jacob (die 12jährige Lydia Gwilt), Robin Brister, Hartmut Hinrichs, Willy Lindberg, Heinz Schacht, Anthony Walter, Erich Will und uncredited: Wilhelm Semmelroth (Hotelreceptionist, uncredited).
 

Zweiter Teil (93 Minuten)
Allan Armadale hat den Landsitz Thorpe-Ambrose geerbt. Allan setzt Ozias als Gutsverwalter ein. Die teuflische Mrs. Oldershaw (Ida Ehre) sieht nun den Zeitpunkt gekommen, ihren Trumpf auszuspielen. Durch sie wird die Frau mit dem roten Schal, Lydia Gwilt, Gouvernante im Hause von Major Milroy (Wolfgang Büttner), das sich ebenfalls auf dem Armadaleschen Grund befindet. Von dort aus startet sie ihren teuflischen Plan: Lydia soll Mrs. Allan Armadale werden. Doch Allan will sich zunächst mit Major Milroys Tochter Nelly (Marion Marlon) verloben. Als es Lydia doch noch gelingt, Allans Herz zu erwärmen, veranlasst Nellys Mutter (Edda Seippel) Nachforschungen über Lydias Vergangenheit, die dazu führen, dass Allan die Frau mit dem roten Schal des Hauses verweist. Was er nicht weiß: Ozias hat sich mittlerweile in Lydia Gwilt verliebt...
Darsteller: Ellen Schwiers (Lydia Gwilt), Heinz Ehrenfreund (Allan Armadale), Fred Haltiner (Ozias Midwinter), Ida Ehre (Frau Oldershaw), Arno Assmann (Dr. Downward), Walter Bluhm (Felix Bashwood), Wolfgang Büttner (Major Milroy), Edda Seippel (Frau Milroy), Marion Marlon (Nelly Milroy), Jennifer Minetti (Abigail), Walter Jokisch (Pedgift sen.), Wolfgang Unterzaucher (Pedgift jun.), Herbert Weissbach (Butler John), Fritz Pauli (Gärtner)
 
Dritter Teil (115 Minuten)
In einem Gespräch teilt Allan Armadale Lydia Gwilt mit, dass er Nelly heiraten wird. Im Bewusstsein, dass Ozias Midwinter eigentlich auch Allan Armadale heißt, heiratet die Frau mit dem roten Schal nun den Gutsverwalter und besten Freund Allans unter dessen richtigen Namen, um das Gut Thorpe-Ambrose erben zu können. Sie plant gemeinsam mit ihren Komplizen Frau Oldershaw und Dr. Downward (Arno Assmann), der sich nun Dr. Le Doux nennt, Allan zu ermorden, um als dessen Witwe das Erbe antreten zu können. Der Mordanschlag auf ihren nunmehrigen Gatten läuft allerdings schief und so schmiedet Lydia neue Mordpläne: im Sanatorium des verbrecherischen Dr. Lee Doux kommt es schließlich zum teuflischen Finale...
Darsteller: Ellen Schwiers (Lydia Gwilt), Heinz Ehrenfreund (Allan Armadale), Fred Haltiner (Ozias Midwinter), Ida Ehre (Frau Oldershaw), Arno Assmann (Dr. Le Doux), Walter Bluhm (Felix Bashwood), Karl Lieffen (James Bashwood), Jutta Kammann (Peggy), Wolfgang Büttner (Major Milroy), Edda Seippel (Frau Milroy), Marion Marlon (Nelly Milroy), Jennifer Minetti (Abigail), Walter Jokisch (Pedgift sen.), Wolfgang Unterzaucher (Pedgift jun.), Herbert Weissbach (Butler John), Herbert Oeser (Kapitän Manuel) und uncredited: Wilhelm Semmelroth (Hotelreceptionist).

Alle Texte: © GP, Die Krimihomepage
 

Kritik

Auch in seiner zweiten Wilkie-Collins-Verfilmung beweist Regisseur Wilhelm Semmelroth sein Talent für spannende Inszenierung und gute, ruhige Schauspielerführung. Tolle Außenaufnahmen, Szenenbilder und Kostüme lassen gemeinsam mit einer hervorragenden Schauspielerriege und einer spannenden Story keine Minute Langeweile aufkommen. Vor allem das perfide Spiel von Ellen Schwiers beeindruckt stark. (GP)
 

Zusätzliche Informationen

• Wilkie Collins’ "Der rote Schal" (im englischen Original heißt er "Armadale") erschien 1866/67 in der Zeitschrift "Cornhill" als 20teiliger Fortsetzungsroman.
• Der Roman „Der rote Schal“ wird aus unterschiedlichen Perspektiven in Form von Briefen und Tagebucheintragungen erzählt. Drehbuchautor Asmodi stand vor der dramaturgischen Herausforderung, dies für das Fernsehen zu adaptieren und verschob die Beleuchtung der verhängnisvollen Vergangenheit der beiden Armadales an das Ende des ersten Teils.
• Drehbuchautor Herbert Asmodi äußerte sich zu Wilkie Collins’ Werken wie folgt: „In Collins’ Romanen geht es immer um kriminalistische Probleme. Aber große Gefühle um Liebe und Verbrechen spielen eine ebenso wichtige Rolle. Das damalige Leserpublikum wollte nicht nur in Spannung versetzt werden, sondern auch einen Blick in das Seelenleben der Romanfiguren tun“. Zeitgenössische Kritiker anno 1867 fanden für „Der rote Schal“ nicht nur Lobesworte. Sie nahmen moralischen Anstoß am Charakter der Hauptfigur Lydia Gwilt, die man heute wohl als „femme fatale“ bezeichnen würde und die für viktorianische Verhältnisse ungewöhnlichen Sex-Appeal hatte.
• Fred Haltiner wollte eigentlich wie sein Halbbruder Walter Diggelmann ein bekannter (schweizer) Schriftsteller werden, arbeitete dann aber zunächst fünf Jahre als Versicherungsinspektor. Später machte er die Aufnahmeprüfung für die Züricher Schauspielschule und wurde erst als er neben Steve McQueen in dem Film „Le Mans“ vor der Kamera stand von deutschen Produzenten entdeckt.
• Tragisches Detail am Rande: Fred Haltiner nahm sich, unglücklich verliebt, am 07.12.1973 in Zürich das Leben.
• Wie in fast jedem seiner Filme tritt Regisseur Wilhelm Semmelroth (im Nachspann unerwähnt) gegen Ende des 1. Teils als Hotelreceptionist auf.
• Ellen Schwiers' Tochter Katerina Jacob, die mit der Rolle der Kommissarin Sabrina Lorenz in "Der Bulle von Tölz" einem breiten Publikum bekannt wurde, spielt in einer Rückblende die junge Lydia Gwilt, also jene Rolle, die ihre Mutter als Erwachsene spielt.
• Die Vorbereitungen für den nächsten Collins-Mehrteiler „Der Monddiamant“ liefen während der Ausstrahlung auf Hochtouren. Regisseur Semmelroth befand sich damals gerade in England auf Motivsuche.
• Auf die Frage, ob er nur Opas Fernsehen machte, antwortete Regisseur Wilhelm Semmelroth, dessen Spitzname „Semmel“ war, lächelnd: „Diesen Vorwurf kenne ich. Manche Bücher lassen sich einfach nur im klassischen Stil verfilmen. Ich sehe keinen Sinn darin, einen Roman zu vergewaltigen, um mit aller Gewalt modern zu wirken. Im übrigen muss ein Kostümstück nicht verstaubt und antiquiert in Szene gesetzt werden“.
• Regisseur Wilhelm Semmelroth, dessen Arbeitsstil als ruhig und sachlich beschrieben wurde, war seit den späten 1940er Jahren beim WDR, für den er für Radio und Fernsehen hunderte Hörspiele und Fernsehstücke (darunter die Durbridge-Krimis) produziert hat. In fast allen seinen Produktionen erlaubte sich der „sachliche Semmel“ einen privaten Spaß: eine Rolle blieb stets für ihn reserviert. So stand er unter anderem als Postbote, Polizist, Gärtner, Irrenarzt oder Butler vor der Kamera. In „Der rote Schal“ spielte er einen Hotelreceptionisten, der in "King Williams Hotel" arbeitet.
• Wie in fast allen seinen Filmen spielt Semmelroths Freundin Jutta Kammann auch in „Der rote Schal“ eine Rolle.
• Der Film kostete rund eine halbe Million D-Mark.
• Das Duo Semmelroth/ Asmodi brachte bis 1980 insgesamt acht klassische Detektivromane auf den deutschen Bildschirm. Vier davon entstanden nach einem Roman von Wilkie Collins. Es waren dies „Die Frau in Weiß“ (1971), „Der rote Schal“ (1972), „Der Monddiamant“ (1973) und „Lucilla“ (1980).

Regisseur Wilhelm Semmelroth
Wilhelm Semmelroth (1914-1992) studierte in Bonn Germanistik, Kunstgeschichte und Französisch. Er musste sein Studium wegen der Nazis abbrechen, weil er nicht in die nationalsozialistische Studentenvereinigung eintreten wollte. So besuchte er eine Schauspielschule und wurde im Krieg von einem Intendanten verraten. Er arbeitete mit der französischen Resistance zusammen und wurde von den Engländern geholt, um bei der BBC die deutsche Abteilung zu leiten. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Alliierten Deutsche suchten, die nicht durch eine nationalsozalistische Vergangenheit vorbelastet waren, um einen Rundfunk aufzubauen, schien Semmelroth der geeignete Mann dafür zu sein. Unter seiner Leitung entstanden nunmehr hunderte Hörspiele. Er war es auch, der Francis Durbridge zunächst als Hörspiel (Paul Temple) nach Deutschland brachte. Er kannte ihn von seiner Arbeit bei der BBC.
1960 wurde Semmelroth, von seinen Kollegen immer "Semmel" genannt, Chef der Fernsehspielabteilung des WDR. Nachdem er als Regisseur vor allem klassische Hörspielstoffe inszeniert hatte, arbeitete er bereits seit 1958 immer wieder als Regisseur. Als Produktionsverantwortlicher entstanden die Fernsehfilme "Am grünen Strand der Spree" und "Zu viele Köche" sowie die Francis-Durbridge-Klassiker "Das Halstuch" (1961), "Tim Frazer" (1962), "Tim Frazer-Der Fall Salinger" (1963) und "Die Schlüssel" (1964). Weitere interessante und hochspannende sowie exzellent besetzte Fernsehkrimis, die Semmelroth selbst inszenierte, waren unter anderem "Immer nur Mordgeschichten" (1968 mit Sieghardt Rupp), "Tod nach Mitternacht" (1970 mit Ellen Schwiers) und "Eine Tote soll ermordet werden" (1972 mit Siegfried Lowitz).
Leute, die mit ihm gearbeitet haben, beschreiben Semmelroth als leisen, unaufdringlichen Regisseur, der ein genaues Konzept hatte, genau Dialogregie führte und extrem behutsam arbeitete. Jeder, der einen Namen hatte, riss sich darum, mit ihm zu arbeiten. So kam es, dass seine Produktionen und Inszenierungen stets erstklassig besetzt waren. Viele machten wegen seiner Persönlichkeit mit. So lässt es sich erklären, dass seine Filme immer wieder mit den gleichen Schauspielern besetzt wurden: Ellen Schwiers, Wolfgang Unterzaucher, Wolfgang Büttner, Siegfried Lowitz, Eric Pohlmann usw. Auch Jutta Kammann, Semmelroths Lebensgefährtin, spielte regelmäßig in seinen Filmen mit.
Als der WDR Anfang der 1970er plante, eine neue große Mehrteilerserie zu starten, schlug Semmelroth, der sehr belesen war, vor, Wilkie Collins zu verfilmen. Als Drehbuchautoren holte er sich Herbert Asmodi, der im Deutschen einen Dialog beherrschte, der der Sprache von Collins sehr ähnlich war. Er verstand es auch, für jede Figur eine eigene Sprachfärbung zu entwerfen. Als Komponisten - auch hier zeigt sich Semmelroths Vorliebe, sich gerne mit gewohnten Menschen zu umgeben - wurde Hans Jönsson verpflichtet, der für ihn schon die Paul-Temple-Hörspiele vertont hatte, bei zwei Durbridge-Verfilmungen zum Einsatz kam, seine bisherigen Fernsehspiele und auch alle weiteren Kostümkrimis musikalisch untermalte.
Zu den so genannten Plüschkrimis zählen folgende Filme:
"Die Frau in Weiß" (1971 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der rote Schal" (1973 nach Wilkie Collins, 3 Teile)
"Der Monddiamant" (1974 nach Wilkie Collins, 2 Teile)
"Der Strick um den Hals" (1975 nach Émile Gaboriau, 3 Teile)
"Die Affäre Lerouge" (1976 nach Émile Gaboriau, 2 Teile)
"Onkel Silas" (1977 nach Sheridan LeFanu, 2 Teile)
"Lady Audleys Geheimnis" (1978 nach Mary Elizabeth Braddon, 2 Teile)
"Lucilla" (1979 nach Wilkie Collins, 2 Teile).

Bilder

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Die Krimihomepage 2000-2011 - Diese Seite wurde zuletzt am 24.07.2011 aktualisiert