Friedrich Karl Kaul schuf mit der Reihe "Pitaval" den sozialistischen Fernsehkriminalfilm. Kaul, Jurist von Beruf (1906-1981), arbeitete bereits nach dem zweiten Weltkrieg an einer Hörspielreihe, die Kriminalfälle des Kaiserreichs und der Weimarer Republik aufgriffen. Seine Fernsehspiele wurden später dann auch in Buchform publiziert. Zum Begriff "Pitaval" ist zu sagen, dass man darunter eine Zusammenfassung mehrerer historischer Straffälle versteht. Der Name selbst leitet sich von einem französischen Juristen des 17. Jahrhunderts ab, der eine Sammlung mit verschiedenen historischen Kriminalfällen zusammenstellte. Für das Fernsehen der DDR kam die Pitavalserie gerade recht, denn im Sozialismus gab es natürlich offiziell auch keine Kriminalität, ohne die ist aber auch kein Krimi zu machen. Deshalb bediente man sich historischer Fälle. Kaul schreibt die meisten Drehbücher gemeinsam mit dem Schauspieler Walter Jupé. Zwischen 1957 und 1977 entstehen so unzählige Episoden der Reihe, die keine fixen Darsteller aufweist, aber meist als Regisseur Wolfgang Luderer hat. Die Folgenanzahl variiert in den unterschiedlichen Quellen sehr. So spricht das Deutsche Rundfunkarchiv von nur 39 Folgen, nennt aber unzählige TV-Filme, die "pitavalähnlich" sind. In einer DDR-TV-Information von 1978 ist hingegen von 59 Folgen die Rede. Das Problem der Reihe war auch, dass sie unter keinem einheitlichen Titel ausgestrahlt wurde. So wurde sie zunächst unter dem Titel "Weimarer Pitaval", danach als "Fernsehpitaval", später als "Bonner Pitaval", dann wieder als "Pitaval des Kaiserreichs" und schließlich wieder als "Fernsehpitaval" ausgestrahlt (siehe Episodenliste unten). In den späteren Episoden, die auch in der Gegenwart spielen, sind schließlich Gerichtsfälle des Klassenfeinds (d. h. der BRD) Gegenstand der Handlung. Was die Inszenierung angeht (wie erwähnt: meist Wolfgang Luderer), so basierten die Fälle auf wahren Ereignissen, die Spielhandlung selbst und die Personencharaktere waren jedoch fiktiv.

Text: GP, Die Krimihomepage
Die Inhaltsangaben bei den jeweiligen Folgen stammen aus DRA-Spezial (9/2006): Fernsehpitaval. Fernseh-Krimireihe des Deutschen Fernsehfunks/ Fernsehen der DDR 1958-1978. Eine Bestandsübersicht. Mit einem Anhang "Pitaval im Hörfunk" und Fernsehspielen verwandten Inhalts. Die Übernahme der Texte erfolgt mit freundlicher Genehmigung des DRA.