Die Krimihomepage SPEZIAL | Klassiker des Fernsehspiels | 1976

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Stationschef Fallmerayer

Erstsendung (ORF FS1): Sonntag, 02.05.1976, 20.15-21.45 Uhr
Erstsendung (ZDF): Freitag, 04.03.1977, 20.15-21.45 Uhr

Regie:
Walter Davy

Dauer/ Bild:
87'42'', Farbe

Inhalt

Der verheiratete Familienvater Adam Fallmerayer arbeitet als Stationschef in einem kleinen k.u.k-galizischen Bahnhof. Ein Zugunglück macht ihn mit der schönen russischen Gräfin Anna Walewska bekannt, die er nach dem Unfall einige Tage in seinem Haus beherbergt, bevor sie zu ihrem Gemahl nach Rom und Ägypten weiterreist. Diese kurze Begegnung hat auf Fallmerayer großen Eindruck gemacht, es gelingt ihm nicht, die schöne Gräfin zu vergessen. Mitten im Ersten Weltkrieg treffen sich die beiden in Russland wieder. In Abwesenheit des Grafen entbrennt eine bittersüße Liebesgeschichte ... (Text © JO, Die Krimihomepage)

Wissenswertes
Die Außenaufnahmen entstanden in Jeutendorf/NÖ, Krems, Bad Pirawarth, Straßhof und Wien. Die geplante Wiederholung im ZDF-Nachtprogramm am Mittwoch, 6. Juni 1979 entfiel wegen einer Fußballübertragung, wiederholt im ORF-Abendprogramm (FS 2) in einem Joseph Roth-Zyklus am Samstag, 8. September 1979 und im ZDF-Vormittagsprogramm im Rahmen der Matinee am Sonntag, 4. September 1983.
Kritik

Gong 9/1977, Seite 83 zitiert zur deutschen Erstausstrahlung die Wiener Arbeiterzeitung: "Davy hat sich als Meister des Atmosphärischen gezeigt, als absolut stilsicherer Beherrscher der Rothschen Donaumonarchie-Endzeitstimmung, als sensibler Maler von Gefühlen und Stimmungen."
Hörzu 12/1977, Seite 67: "Wiens Charme - eingedickt. [...] Walter Davy machte aus der Rothschen Novelle ein Fernsehspiel von mehr als 80 Minuten, aber niemand hebt die Braue und fragt: "Und das alles in 80 Minuten!" Im Gegenteil, die 80 Minuten dauerten stundenlang, und wer fragte, fragte allenfalls: "Was, erst zehn vor zehn?" Roth hatte mit Wiener Charme und Trauer erzählt. Das Fernsehen aber dickte es ein zur optischen Bedeutungsschwere: Da blickte die Kamera dem liebestrüben Fallmerayer unverwandt ins Gesicht, und diese blickte tiefgründig in die Linse zurück. Selbst wenn man ausschaltete, hörte man den Regen an die Scheiben pritscheln!"
Die 'Zeit' schrieb am 18. März 1977: "Auf den ersten Blick sieht das alles ganz hübsch aus: unverbindlich und gekonnt, routiniert hergestellt und bequem konsumierbar. Ein bißchen Nostalgie, ein bißchen Zeitkritik. Adel und Bürgertum, Monte Carlo und die Provinz. Ein Diner mit Champagner, die Dienerschaft wartet auf, und ein Essen am Familientisch, Spiegeleier gibt’s, Mutter kocht selbst. Tickt hier, auf einer tristen Bahnstation, der Telegraph, so ist dort, im Schloß der Gräfin Walewska, die Luft erfüllt von Klaviermusik à la Chopin. (Und von Geigenklängen natürlich.) In der Tat, das Rezept ist bekannt: Mit Hilfe höchst bewährter Film-Mittelchen (möglichst viel Tristesse und langsame Rede, Schwelgen in Atmosphäre) erzählt sich eine Geschichte aus der k. u. k.-Zeit gleichsam von selbst. Ein paar Damen und Herren, die das österreichische sachgemäß zu nasalieren verstehen, mit vielen Pausen, wie sich versteht, damit es bedeutungsvoll klingt, ein bißchen Französisch und recht viel Russisch darunter gemischt, wie man halt sprach in den besseren Kreisen, damals im alten Europa, ein Gutshof, ein Ausritt, ein Herrschaftsgemach, in dem Madame und Monsieur die Freuden der Liebe genießen, ein Wirbelsturm der Leidenschaft im Park und im Plüsch, ein gehauchtes rien ne va plus: Das Programm ist abrufbar, die Teile sind vorfabriziert. Fast schien es, im Fall des „Stationschef Fallmerayer“, als sei der Regisseur der nur all zu gut bekannten Technik (je höher der literarische Rang der Vorlage, desto häufiger wird sie verwandt, von Schnitzler bis Hermann Bang) selbst überdrüssig geworden: Darum ließ er es, inmitten all der Morbidezza und Getragenheit, von Zeit zu Zeit einmal kräftig gurgeln und röcheln und schreien, ließ Menschen im Morast versinken und, zwischen sentimentalem Verweilen, plötzlich grelle Akzente aufblitzen, das paßte zwar nicht zueinander, aber was machte das schon? Mit der Novelle von Joseph Roth hatte der Film, außer dem Namen und dem Handlungsgerüst, ohnehin nichts zu tun. Die nämlich handelt von einem Mann, der, anders als in der Bearbeitung, kein verkappter Graf ist, vornehm, konversationsgewandt und elegisch, sondern ein armer Hund, den die vorbeibrausenden Schnellzüge zu einem Bahnwärter machen, obwohl er doch in Wahrheit ein Stationschef ist. Fallmerayer, der zu kurz Gekommene: einen Sohn wollte er haben, und seine Frau gebar ihm Zwillinge – zwei Mädchen. In den Süden wollte er reisen, ans „Meer aus Sonne, Freiheit und Glück“, und kam nur bis – Bozen. „Man fuhr zurück und begann seinen Dienst von neuem. Der Morseapparat tickte unaufhörlich. Und der Regen regnete“: Für Roth genügen zwei Sätze, um seiner Hauptfigur jene Kontur zu geben, jene Fatalität und Anschaulichkeit, die ihm der Film neunzig Minuten lang schuldig bleibt. „Und gegenüber der kleinen Station... schwebte seit einigen Tagen ein unnennbarer, ein namenloser graublauer Dunst: Wolke, Himmel, Regen und Berge in einem“: Ein einziger Satz, und der ganze atmosphärische Zauber des Films ist weggeblasen, als hätte es ihn niemals gegeben. Ein Satz? Ein Wort genügt für Roth, um die Demütigung des Bürgers, dessen Frau den Namen Klara trägt, im Angesicht der Gräfin Anja Walewska deutlich zu machen („Sie hatte“, schreibt Roth, „natürlich seinen Namen vergessen“), eine Demütigung – für die Gräfin nehmen sich Fallmerayers Geständnisse wie Stilübungen im Russischen aus –, die im Film so wenig herauskam. wie, damit korrespondierend, der Triumph und, in einer zweiten Entsprechung, die erneute Demütigung am Schluß: Fallmerayer muß den heimgekehrten Grafen, einen Krüppel, der gefüttert werden will, ins Bett hinauftragen."

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Adam Fallmerayer Wolfgang Hübsch
Anna Walewska Odile Versois
Klara Fallmerayer Helma Gautier
Henriette Natascha Tagunoff
Elisabeth Martina Poyer
Scheitz Gerhard Steffen
Srb / Krischke Jaromir Borek
Fürst Menschikow / Hofrat Alf Pankarter
Fürstin Menschikow / Therese Liesl Kinast
Oberstleutnant i. G. / Baron Drasche Ernst Meister
Fähnrich Graf Mensdorff Alexander Wächter
Kirzda-Schwili Franz Kutschera
Regierungsrat / Oberstabsarzt Dr. Blau Karl Fochler
Sanitätssoldat Rumpelt / Postbote Slatek Gerhard Mörtl
Tochter des Weichenstellers / Schwester Valerie Hanne Rohrer
Landarzt Fritz Grieb
Prinzession Olga / Baronin Drasche Miriam Gentner
Pjotr Twanowitsch Konstantin Tennison
Wassilij Leonid Tschertkow
Kommandant der Roten Garde Johann Tesar
Erster Revolutionär Christoff Glass
Zweiter Revolutionär Alexander Huber
Oberst Peter Schnabel
Lehrer / Hauptmann Maysterl Ernst Zeller
Hauptmann Gallmayer Heinz Röttinger
Philipp / Fotograf Heinrich Strobele
Deutsche Freiin Vera Balser-Eberle
Stanislav Mario Kranz
Zofe Sonja Vicky Weinmann
Graf Walewski / Stallknecht Jurie Tagunoff
Leontjew / Weichensteller Sascha Tagunoff
Fernsehspiel von Walter Davy
Ruth Kerry
nach der Novelle von Joseph Roth
Musik Hans Kann
Ton Jiri Kriz
Peter Schwaba
Kamera Kurt Junek
Schnitt Marie Homolkova
Maske Günter Kulier
Edda Hackenberg
Regieassistenz Monika Maruschko
Kostüme Edith Almoslino
Bauten Fritz Jüptner-Jonstorff
Aufnahmeleitung Klaus Jüptner-Jonstorff
Peter Leidenfrost
Produktionsleitung Karl Schwetter
Herstellungsleitung Robert Siepen
Redaktion Wolfgang Ainberger
Wolfgang Baecker
Regie Walter Davy
Eine Produktion des ORF
und des ZDF
hergestellt von Schönbrunn-Film

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 05.03.2016

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