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Der Richter und sein Henker

Erstsendung (ARD):
07.09.1957

Regie:
Franz Peter Wirth

Dauer:
84'56''

Inhalt

Der alte und kranke Kriminalkommissar Bärlach muss im Mordfall seines Kollegen Ulrich Schmied ermitteln, der Mitten auf der Landstraße ermordet wurde. Bärlach kann auf Grund seiner Krankheit die Ermittlungen nur mehr bedingt durchführen und überlässt seinem jungen Kollegen Tschanz das Feld. Die Spur führt in das Haus von Herrn Gassmann. Dieser schloss vor vierzig Jahren mit Kommissar Bärlach eine bizarre Wette ab: er werde ein Verbrechen begehen, das Bärlach ihm nicht nachweisen könne. So brachte er damals einen völlig Unschuldigen um, dessen Tod er als Selbstmord erscheinen ließ. Bärlach stieg danach rasch zum Polizeikommissar auf, während Gassmann eine Karriere als Verbrecher machte und niemals von Bärlach zur Rechenschaft gezogen werden konnte. Ulrich Schmied wurde schließlich von Bärlach auf Gassmann angesetzt. Hat der Verbrecher Gassmann den Polizisten Schmied aber tatsächlich auf dem Gewissen? (Text © GP, Die Krimihomepage)

Kritik

Der erste Spielfilm des deutschen Fernsehens besticht durch seine hervorragenden Darsteller, das Duell Tschanz gegen Bärlach am Ende ist ein wahrer Genuss. Ein paar Anfängersünden kann man da den damals jungen und unerfahrenen Leuten hinter der Kamera schon verzeihen. (G. P.)

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Die Außenaufnahmen wurden im August 1956 in der Schweiz gedreht (Drehorte: Bern, Twann, St. Blaise, Taubenlochschlucht und Neuchatel), die Innenaufnahmen entstanden im Jänner 1957 im Fernsehstudio des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart-Killesberg.

Regisseur Franz Peter Wirth (1919-1999) gilt als Pionier des deutschen Fernsehens. Für den Südfunk Stuttgart inszenierte alle vier bis sechs Wochen in der Anfangzeit des TVs ein Live-Fernsehspiel, darunter 1956 die Edgar-Wallace-Verfilmung "Der Hexer". Mit "Der Richter und sein Henker" hat er als erster Fernsehregisseur überhaupt einen Spielfilm gedreht. In einem 1996 mit dem Schweizer Fernsehen für 3sat geführten Interview anlässlich der Wiederholung des Films erzählte er über die Schwierigkeiten während der Dreharbeiten und erklärt, dass er ganz froh war, endlich einmal einen Film außerhalb des Studios drehen zu können.  Es folgt eine zum wortwörtliche Wiedergabe des Interviews mit dem bis zu seinem Tod aktiven renommierten Regisseur: "Ich glaube nicht, dass man "Richter und sein Henker" als Originalfernsehfilm im Studio machen kann. Das geht einfach nicht, weil die Handlung einfach das verlangt. Z. B. wie der Tschanz da einbricht in diese Villa usw. [...] Ich war natürlich jung und wir haben uns gleich eine große Aufgabe vorgenommen: also nicht klein angefangen, sondern gleich mit einem richtigen Spielfilm. [...] Der Gottschalk und ich haben das Drehbuch gemacht und der Dürrenmatt waren auch nicht dagegen. Es hat da überhaupt keinen Krach gegeben oder dass er beleidigt gewesen wär. Er war einfach froh, dass wir das gemacht haben. Er war immer dabei, wir haben ihn immer um Rat gefragt. Wir waren ja sehr oft bei ihm zu Hause zur Besprechung [...]. Das haben wir alles sehr sorgfältig gemacht, man hat uns viel Zeit gegeben. Einen "Dürrenmatt" zu machen, war ja etwas Besonders. [...] Fast alle Innenaufnahmen haben wir in Stuttgart im Atelier gedreht. Die Außenaufnahmen am Originalschauplatz, den der Roman vorschreibt, im Berner Oberland. [...] In Stuttgart gab es noch keine ausgebauten Studios, sondern das waren die Ausstellungshallen. Und in diese Ausstellungshalle, wurden dann die Dekorationen eingebaut. [...]" Zur Schlussszene erklärt der Regisseur: "Das war damals ganz lustig, wir haben das ja 1956 gedreht. Es gab schon wieder alles, aber es war doch die Zeit nach dem Krieg. Karl Georg Saebisch, ein wunderbarer Schauspieler aus Baden Baden, der sagte zu mir: "Kann's nicht ein echter Hummer sein? Und ein echter Chablis? Ich habe noch nie Hummer gegessen." Und wir, wir waren ja damals überhaupt nicht erfahren, heute würde ich sagen: "Den Hummer dürfen Sie hinterher essen". Wir haben an der Szene fast einen dreiviertelten Tag gedreht und unentwegt musste ein Bote zum Feinkostgeschäft runter in die Stadt fahren, und immer wieder neuen Hummer holen. Am Ende konnte er keinen Hummer mehr sehen. Den Chablis hat er auch getrunken, Alkohol während dem Dreh ist ja an sich Unsinn, aber wir dachten, er spielt besser, wenn er echten Chablis trinkt. Nach zwei Gläsern hat er dann gesagt: "Ich muss aufhören" und er hat dann Mineralwasser gekriegt". Über die Dreharbeiten führt Franz Peter Wirth weiter aus: "Wir haben uns damals Erfahrungen selber aneignen müssen. Uns hat ja niemand sagen können, wie Film machen geht, weil die Filmleute selber wollten mit uns nichts zu tun haben. Darum war die Aufregung auch so groß, als wir plötzlich unseren ersten Film machten, auf 16mm". Zur Begräbnisszene erklärt Wirth, dass diese im Studio gedreht wurde: "Wir wollten das natürlich auch in der Schweiz drehen, aber uns lief die Zeit davon. Wir mussten ja alle vier bis sechs Wochen ein Fernsehspiel herausbringen. Wir haben also in der Schweiz und haben gedreht und dann kamen wir in eine Schlechtwetterperiode, über eine Woche saßen wir da und konnten nicht drehen. Dann mussten wir aber wieder zurück nach Stuttgart, weil die nächste Livesendung für uns wieder vor der Tür stand. Da haben wir dann zuerst gesagt: also gut, nächstes Jahr um die gleiche Zeit machen wir in der Schweiz weiter. Wir waren also wirklich ganz naiv in der Beziehung. Und dann konnten wir es doch nicht machen und haben die Begräbnisszene im Studio gemacht. [...] Kameramann Fritz Moser
[Bild, links neben Franz Peter Wirth] war der einzige Mann, der was vom Filmen verstand, denn der war vorher Kameramann bei der Wochenschau. [...]"
Über die Dreharbeiten erzählt Wirth weiter: "Wir waren Liveabläufe gewöhnt. Das hieß: man konnte nichts raus schneiden. Live hieß: wenn einer zur Türe geht, dann ging er rein durch die Tür, setzt sich an den Tisch, beim Film lässt man ihn halt gleich an den Tisch setzen. Und so haben wir auch gefilmt. Wenn jemand mit dem Auto fuhr, fuhr er vor, hat den Schlüssen raus gezogen, ist ausgestiegen, ist an die Haustür gegangen, hat aufgesperrt usw. Wir haben dann einen Cutter hingesetzt, der hat was von der Sache verstanden und hat gleich eine halbe Stunde raus geschnitten. [...] Eine Szene haben wir im Haus eines schweizer Architekten am Samstag gedreht und wir haben versprochen, zeitig fertig zu werden, weil die Dame des Hauses sagte: "Wir haben eine Gesellschaft. Die Schweizer Haute Volée". ... und die standen draußen in Abendkleidung und wir waren und waren nicht fertig. [...] Die Schweizer Polizei, die in einer Szene mitspielte, wollte dem deutschen Fernsehen zeigen, was die schweizer Polizei so kann. Und da sind die wie im Krieg in ein Rosenbeet gefahren und wir mussten dann alles ersetzen".

1975 verfilmte übrigens Maximilian Schell den Roman erneut fürs Kino. Damals spielten Jon Voight und Martin Ritt die Hauptrollen, Dürrenmatt selbst trat in einer Nebenrolle auf. Die Romanfigur Bärlach taucht übrigens erneut in dem Roman "Der Verdacht" auf.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Bärlach Karl Georg Saebisch
Tschanz Herbert Tiede
Gassmann Robert Meyn
Anna Maria Körber
Dr. Lutz Peter Lühr
Leibwache Gassmanns Max Hauffler
Benno Sterzenbach
Charnel, Polizist in Lamboing Robert Messerli
Clenin, Polizist in Twann Sigfrit Steiner
von Schwendi, Nationalrat Alfred Schlageter
Frau Schönler Flory Jacobi
ferner wirken mit Betty Dessauer
Erika Fink
Corinne Pulver
Yi In Wang
  Karlheinz Bernhardt
Walter Grytzmann
Boccia Remo
Willi Semmelrogge
W. Zickler
nach dem gleichnamigen Roman von Friedrich Dürrenmatt
Drehbuch Friedrich Dürrenmatt
Hans Gottschalk
Franz Peter Wirth
Aufnahmeleitung Werner Heyn
Rudi Guth
Ton Ernst Adolf Kahl
Gerd Binder
Musik Rolf Unkel
es spielte das Symphonieorchester des Süddeutschen Rundfunks
Bauten und Ausstattung Karl Wägele
Schnitt Fritz Schwaiger
Produktion Hans Gottschalk
Kamera Fritz Moser
Regie Franz Peter Wirtz
eine Sendung des Süddeutschen Rundfunks

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 27.06.2010

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